Donnerstag, 23.4.2015 - Italien ruft (400 km):

Treffpunkt Irschenberg auf einen Schluck Cappuccino, um die Geister zu wecken und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Der süsse Duft von Mandel- und Zitronenblüten weht mir bereits hier um die Nase. Die Vorfreude auf Dolce Vita macht sich breit. Es ist angerichtet und die elferclassix Corsa Gardesana Tour 2015 kann starten.

10:00 Uhr Start your Engines! 22 Urelfer setzen sich langsam in Bewegung - 10 Liter Öl möchten behutsam erwärmt werden und die regelmäßige Zündfolge muss sich erst noch einfinden. Die Kolonne nimmt Fahrt auf. Über Miesbach, Schliersee und Tegernsee verlassen wir unsere oberbayrischen Wurzeln und Spielstraßen. Wir wechseln hinüber ins benachbarte Tirol. Der Achensee zieht vorbei und ab der Kanzelkehre schlängeln wir uns hinunter ins Inntal, um über die Inntalautobahn und den Brenner gen Süden zu gasen. Brixen und Bozen ziehen vorbei. Die Außen- und Motorentemperaturen steigen. Die Sonnenbrillen sitzen.

Bei Trento verlassen wir die Autobahn, schließlich haben wir eine Mission zu erfüllen - der Monte Bondone ruft. Nach dem Abzweig von der SS45 geht es auch gleich zur Sache. Eine Kehre nach der anderen schlängeln wir uns hinauf. Das hatten wir so nicht erwartet. Aber um so besser. Als Warmup hervorragend geeignet. Das Öl kocht, der Blutdruck steigt, das Popometer ist nun geeicht.

Die Karawane zieht weiter. Vom Monte Bondone hinunter nach Arco und Riva del Garda. Hier beginnt die Gardesana Occidentale. Sie schlängelt sich am Westufer des Gardasees entlang - rechts Felswände, links Abgründe zum Gardasee. Zusammen mit den 32 Tunnels und Felsdurchbrüchen genügend Möglichkeiten zum Soundcheck und reichlich spektakuläre Ausblicke. Wir werden sie noch öfters unter die Räder nehmen. Allerdings routinierter als bei den James Bond Verfolgungsjagden 2008 anlässlich der Sequenzen zum Film "Ein Quantum Trost". Denn dabei wurde 007 Dienstwagen im See versenkt. Wir hatten vorgesorgt und uns Einwegschwimmwesten für den Notfall besorgt.

Der süsse Duft von Mandel- und Zitronenblüten weht mir wieder um die Nase. Jetzt aber angereichert mit Noten von Benzin (95 Oktan) und Öl (20W-50). Unsere Elfer stehen und ruhen sich für den morgigen Tag aus. Wir haben somit unsere Basisstation für diese Tage, das Bella Hotel in San Felice del Benaco in der Nähe von Saló erreicht. Beim Sundowner und einem wunderbaren Abendessen direkt am See geben wir uns dem italienischen Gardaseeflair hin. Und so ein Abend kann dauern ...

Freitag, 24.4.2015 - Riva und Mille Miglia Museum (250 km):

Nächte können manchmal sehr kurz sein, insbesondere wenn bereits um 8:00 morgens der Start erfolgt. So bleibt gerade noch Zeit für ein italienisches Frühstück, bevor San Felice del Benaco von unseren Motoren aus dem Schlaf gerissen wird. Noch etwas träge und mühsam bewegt sich die Kolonne vorwärts. Heute wechseln wir vom Lago del Garda zum Lago d'Iseo. Natürlich fahren wir dazu nicht die kürzeste Verbindung über die Autobahn, sondern nützen jede Gelegenheit für ein paar Extrakurven. Diese finden wir etwas abseits der vielbefahrenen Routen - Villanuova, Vobarno, Nozza, Casto, Brozzo, Gardone Val Trompia, Polaveno, Passo Tre Termini, Iseo und Sarnico. Wunderbare, kleine und kaum befahrene Straßen winden sich kurvenreich hinauf und geben fantastischen Blicke bis zum Horizont frei. Hier findet man noch ursprüngliches Italien.

Unser erstes Zwischenziel haben wir in Sarnico erreicht: Die original RIVA Werft an historischer Stelle. Anselmo Vigani, Managing Director macht mit uns eine kleine Zeitreise durch die Manufaktur seiner Mahagoni Riva Boote. Hier werden noch mit echter Handarbeit beschädigte oder renovierungsbedürftige Riva Boote in Originalzustand versetzt. Sehr beeindruckend wie aus teilweise schrottreifen Überresten wieder einzigartige Kunstwerke für das Wasser entstehen. Hier wird mit einer qualitativ hochwertigen und leidenschaftlichen Philosophie zu Werke gegangen, ähnlich wie bei den frühen Porschemodellen. Wir sind beeindruckt und begeistert.

Nur schwer können wir uns von diesem Ort wieder lösen. Aber nach weiteren Kurven und Kehren erwartet uns bereits das nächste Highlight - das Mille Miglia Museum in Brescia. Hier können wir im Innenhof des Atriumgebäudes Aufstellung nehmen und unsere Elfer vom Museum einrahmen lassen. Jeder hat die Möglichkeit durch das Museum zu schlendern und Historisches aufzusaugen, denn hier wird dem letzten Oldtimerrennen auf öffentlichen Straßen gehuldigt. Die Veranstaltung 2015 dauert vier Tage. Erste Etappe ist der Nachtprolog von Brescia nach Rimini. Am nächsten Tag geht es weiter bis Rom. Am Dritten von Rom nach Parma und am letzten Tag zurück nach Brescia. 1000 Meilen in ehemaligen und histiorischen Rennfahrzeugen ist nichts für Weicheier und eines der letzten Abenteuer. Und die Italiener lieben ihre "Mille" und begleiten das Rennen am Straßenrand um der Bella Macchina zu lauschen. All dies wird im Museum nachempfunden und zelebriert.
Ein kleiner Mittagssnack stärkt uns wieder für weitere Kurven. Schließlich sollten wir unsere Mission nicht aus den Augen verlieren.

Der Tag war bis jetzt mit Highlights gespickt, aber unsere Mission trat etwas in den Hintergrund. Das muss sich jetzt ändern. Wir lösten uns von Brescia und folgten den kleinen Straßen Richtung Lago d'Idro. Bis hierher nett, aber noch nicht beeindruckend. Das ändert sich, wenn man vom Lago d'Idro über den Lago di Valvestino nach Gargnano am Lago di Garda fährt. Kleine, feine und kurvenreiche Straßen die begeistern. Hier könnten wir mit unserer Mission Erfolg haben. Leider wird der Spaß getrübt, da Marcs Lichtmaschine seine Arbeit einstellt. Nach "Lüfterrad quietschen" kommt leider "Lüfterrad fest". Der ADAC hilft schnell und bringt Marcs Elfer zum Hotel.

Kleine Überraschung! Frank hat zufällig eine frisch überholte Lichtmaschine dabei, Bäda eine Halogenlampe und Gerhard einen üppigen Werkzeugkoffer. Kurzerhand ein Foto- und Filmteam zusammengestellt, einige Technikinteressierte eingeladen und schon war der Lichtmaschinenwechsel-Workshop um 11:00 Uhr abends nach einem üppigen Abendmahl organisiert. Um 12:00 Uhr ist alles erledigt und der Elfer ist wieder im Einsatz. Jungs, ihr seid Spitze!

Samstag, 25.4.2015 - Monte Baldo (240 km):

Nächte können manchmal kurz sein, aber es geht auch noch kürzer. Aufbruch ist heute humane 10:00 Uhr. Das Ziel: die schärfste Kurve muss her. So fahren wir erneut die Gardesana Occidentale in nördlicher Richtung. Vermutlich wissen alle Gardaseeanrainer, dass wir gerade die Westseite des Sees beschallen - wie schon erwähnt: 32 Tunnels hinterlassen einen bleibenden Eindruck!
Bei Riva del Garda endet der See, jedoch nicht unsere Mission. Ab Arco finden wir unseren Weg auf der SS48 hoch zum Monte Bondone. Eine unglaubliche Straße, die kaum jemand kennt und somit auch kaum befahren ist. Um so besser für uns. Die Straße windet sich Kehre für Kehre hoch und die Tornati folgen nach immer kürzeren Abständen. Die schärfste Kurve war noch nicht dabei, aber viele, viele anspruchsvolle Ecken. Grandios!

Nach einer kurzen Atempause bei Mori haben wir den Monte Baldo vor uns. Also die Gänge durch die Kulissen gejagt und dem Gipfel entgegen. Eine ebenfalls sehr spektakuläre Bergstraße, die Nähe des Gipfels in die Monte Baldo Panoramastraße mündet. Heute leider Nebelverhangen und nach der xten Kurve Ende für uns. Hier sind tatsächlich noch 40cm hohe Schneereste, die ein Weiterkommen verhindern. So brechen wir die geplante Tour ab und fahren hinab nach Avio um sofort auf der östlichen Seite der Autobahn weitere Serpentinen abzureißen. Ein spontanes Mittagessen in einem einsamen Ort lässt uns die Gastlichkeit und die Begeisterung für Alteisen der Italiener spüren. Kein Vergleich zu Deutschland.

Aufgrund der Herzlichkeit unserer Gastgeber laufen wir langsam aus unserem Zeitplan. Deshalb beschlossen wir die Tour zu verkürzen und direkt Torri del Benaco anzusteuern, um dann mit der Roll-on / Roll-off Fähre nach Maderno überzusetzen. Zig Urelfer auf einer Fähre zu bestaunen war sicher ein einmaliges Erlebnis für Kapitän und Besatzung. Wir hatten unseren Spaß und waren somit bald wieder zurück im Hotel.

Sonntag, 26.4.2015 - Rückreise (400 km):

Für die Rückfahrt gab es keinen Plan mehr. Verschiedene Gruppen fuhren gemeinsam auf unterschiedlichen Wegen gen Heimat und kamen dort auch glücklich und zufrieden an.

Finale, Ende, Aus.

Zurück zu unserer Mission - wo sind denn nun die schärfsten Kurven des Gardasees? Vielleicht am Monte Bondone oder am Monte Baldo oder doch die Kurven von Sophia Loren oder Gina Lollobrigida? Das könnt ihr jetzt selbst entscheiden ...

Luftgekühlte Boxergrüße von der Reiseleitung und dem Org-Team,
Marc, Bäda, Franz

Zudem bedanken wir uns bei:
Thomas, der uns mit Gerolsteiner Mineralwasser versorgte
Anselmo Vigani von der Riva Werft, für die Werksführung und
Massimo vom Bella Hotel, für den alles 'nix Problema' war