Im Jahr 2003 hatten meine langen Bemühungen endlich Erfolg, einen 912er
zu einem halbwegs akzeptablen Preis zu finden.
Das besichtigte Exemplar sollte zunächst - verhandelbar - € 8.000,- kosten.
Nicht gerade wenig, damals erwartete man sich einen 3+, so wurde er auch
beschrieben.
Was in der kleinen Garage im Weinviertel am östlichsten Ende Österreichs
auf mich wartete, war aber zunächst eine Enttäuschung. Ja, es war
ein 912er, noch dazu einer mit kurzem Radstand und Papieren, die ihn als
Baujahr 1968 auswiesen.
Der Motor lief aber nicht, die Kotflügel waren an den Endspitzen
faustgroß durchgerostet, die Türen wiesen Bläschen auf, die
nichts Gutes erhoffen ließen. Neben der Motorklappe hatte der Kitt
einen Riß (ich sollte später erfahren, warum). Innen war der Wagen
mäßig.
Auf den ersten Blick mit laufendem Motor (das war die Frage) eine echte 4.
Der Verkäufer ließ aber mit sich reden und akzeptierte den Zustand
und ich hätte den Wagen für € 5.000,- sofort mitnehmen können.
Aber nachdem ich nicht die Katze im Sack kaufen wollte, vereinbarte ich eine
zweite Besichtigung auf einer Hebebühne beim ÖAMTC und da offenbarte
sich der Wagen als Edelschrott. Unten durch, Schweller am Ende, Türen mit
Sieb, Motor verliert Öl, Heiztaschen sind erledigt, ein Bremssattel steckt fest,
die Verkabelung steckte in Spiralschläuchen vom Baumarkt etc. etc.
Auf der Habenseite konnte ich hingegen die geile Farbe, die Fuchsfelgen und
das "Haben-Wollen" des lange gesuchten 912ers verbuchen. Den Ausschlag gaben
aber die Preisverhandlungen, da der Verkäufer sah, wie schlecht die
Substanz war und den Wagen nicht mehr sehen wollte, konnte ich ihn für € 1.750,-
und dem Versprechen, ihn zu restaurieren, mit heim nehmen.
Mit einigem Einsatz an Schweißzeug und Kitt habe ich dann die Löcher
einigermaßen zugemacht. Die Bremsen wurden saniert und der Motor notdürftig
abgedichtet, weil ich unbedingt mal fahren wollte. Dabei hat mir ein Freund sehr
geholfen und nach 2 Monaten bekam der Wagen das "Pickerl", also bestand den TÜV
und wurde von mir angemeldet.
So gondelte ich 1,5 Jahre durch die Lande und dann beschloss ich, das Werk zu
beginnen. Mietete eine Garage und begann im Jänner 2005 die Restauration.
Genug Zeit bis zum Sommer, da wollte ich wieder fahren (sollte man meinen).
Mit jedem Teil, das ich abschraubte, mit jedem Zerlegungsschritt offenbarte
sich immer mehr, was ich da in der Garage hatte.
Der Wagen stellte sich nun als Baujahr 1966 heraus, die Papiere gehörten
nicht zum Wagen. Egal, ich konnte nachweisen, dass der Wagen in meinem Eigentum
steht und damit ist es in Österreich relativ leicht, einen Oldtimer
einzelgenehmigen zu lassen, also neue Papiere zu bekommen.
Eine echte Hürde waren die hitzefesten Telwolleplatten, die großflächig
im Innenraum verklebt waren. Ich habe in den Stunden, Tagen und Wochen, in
denen ich, während mich die Fasern am ganzen Körper juckten, mit
Lötlampe, Heißluftpistole und Spachtel das Zeug aus dem Wagen
kratzte, immer wieder vorgestellt, was ich dem, der das verbrochen hat,
antun könnte.
Das Heck schließlich, wo der Kitt gebrochen war, war insgesamt 2cm dick
aufgespachtelt und was darunter lag, ließ mich neue Seitenteile bestellen,
ebenso wie Schweller, Schloßbleche, Türbleche usw. usf.
Dann erkannte ich, daß ich die Restauration niemals selber würde
abschließen können. Ich war überfordert und gab schließlich
im Juni 2007 das Problem einem engagierten Ungarn, den mir ein Freund vermittelte.
Ohne Laci und seine kleine aber feine Werkstätte nahe der kroatischen Grenze
wäre das Auto noch immer Edelschrott. Er schlug zwar zuerst die Hände
zusammen (er hat mir später gebeichtet: "erste Mal ich sehen Auto, ich fast weinen"),
spuckte dann aber in die selbigen und vollbrachte ein Wunder.
Als ich im August das erste Mal Teile nach Ungarn brachte und mich auch selber
vom Fortgang der Arbeiten überzeugen konnte, war schon einiges zerlegt und
mit einigen Äußerungen wurde ich zum Staunen gebracht.
Laci zeigte mir ein Sieb und meinte, das sei der rechte Lampentopf, leider nicht
zu retten. Ich wollte schon schweren Herzens einen neuen Kotflügel kaufen,
worauf er nur meinte, warum, "wir einfach bauen linke Lampe nach spiegelverkehrt".
Und so ging es weiter. Das Fahrzeug wurde völlig zerlegt, auf einen Hilfsrahmen
geschraubt, sandgestrahlt und wieder neu aufgebaut.
Die Achsen wurden schwarz lackiert und mit jedem Monat der verging, nahm das
ganze Fahrzeug wieder Gestalt an.
Schließlich kam die Mitteilung, daß das Fahrzeug lackiert wäre.
Ich entschied mich gegen das Gelbgrün, das ohnehin nicht original
gewesen wäre und wählte statt dessen ein originales Blutorange (Tangerine),
welches ich in der Farbkarte von 1966 unter den Sonderfarben fand.
Also, auf nach Ungarn und ihr werdet meine Freude mitempfinden, als ich das
erste Mal vor dem Wagen stand, der zwar noch zerlegt war, aber schon einiges
erahnen ließ.
Der Kabelbaum wurde übrigens absolut perfekt von der Fa. Wocheslander
aus Langquaid angefertigt. Wer mit einem von PG Elektronik aus Sättelstädt/Thüringen
liebäugeln sollte, vergesst den Schrott. Ich hoffe, der Gerichtsvollzieher
ist dort bald erfolgreich, damit ich mein Geld wieder zurückbekomme.
(elferclassix Anmerkung: Die Beschwerden über die Fa. PG Elektronik häufen sich.
Diese Firma ist nun in Konkurs. Inzwischen hat Herr Patrick Gross die Fa. Kabel Gross gegründet.)
Bis zur Ablieferung des Fahrzeuges sollte noch einige Zeit vergehen, aber im
Mai 2008 war es soweit und mein Schätzchen wurde bei mir daheim vom
Transporter abgeladen, mit funkelnagelneuer Echtlederinnenausstattung, da die
alten Sitzbezüge zu verschlissen waren, polierten Füchsen und einem
verliebten Lächeln auf meinem Gesicht, da ich nicht mehr daran geglaubt habe…
Zwischenzeitig waren noch ein paar Kinderkrankheiten zu kurieren, vor allem
den Vergasern galt es beizubringen, was Abgaswerte sind, die Türgummis
paßten nicht recht, usw.
Im August wurde das Fahrzeug dann endlich der Niederösterreichischen Landesregierung
vorgeführt und erhielt eine funkelnagelneue Einzelgenehmigung mit der ich
noch am gleichen Tag meine erste Ausfahrt unternehmen konnte.
Und seither läuft mein Schätzchen problemlos und ihr könnt Euch vorstellen,
wie viel Freude er mir bereitet.
Liebe Grüße,
Alfred