Restauration 911 2.0 S, Coupe, Bj. '67




Verhängnisvolle Affäre


Ein Besuch bei der Freundin, ein zufälliges Zusammentreffen mit dem Nachbarn und eine schlummernde Ruine in einer Garage vereinen sich zu einer verhängnisvollen Affäre. Im Mittelpunkt steht ein 911 2.0 S, Coupe, Bj. '67. Wie sich diese Beziehung weiterentwickelt, schildert euch Steve aus Luxemburg. Die Schraubenzieher sind gespitzt, die Schraubenschlüssel gereinigt und die Hämmer und Zangen bereitgelegt. Vorhang auf, das Theater kann beginnen ...


Eigentlich war das ja alles nicht so geplant. Doch in den meisten Fällen geht immer alles anders als man denkt.



Als ich im Jahre 2000 durch Zufall zum ersten Mal mit einem alten Elfer "zusammenstieß", hatte ich bis dato noch nicht allzu viel Ahnung von Ur-911ern. Ich wusste und beschäftigte mich mehr mit der rezenten Porsche Geschichte.

Wie kam es überhaupt zur Begegnung mit dem alten "S":


Im Sommer 2000 fuhr ich mit meinem 964 zu meiner damaligen Freundin. Es war gutes Wetter und wir standen auf dem Bürgersteig vor der Haustür und diskutierten über Dies und Jenes. Ein Nachbar kam dazu, weil er meinen 964 gesehen hatte und begrüßte mich mit den Worten: "So was Ähnliches hab ich auch noch in der Garage stehen, jedoch etwas älter." Neugierig fragte ich ihn einfach, ob er mir dieses Objekt auch zeigen könnte. Ich folgte ihm in seine Garage. Dort unter einigen Decken kam dann der 911er zum Vorschein. Dass er ein "S" war und aus dem Jahre 1967 stammte, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich sah nur, dass auf dem Motordeckel "Sportomatic" stand. Später und nach genug Lektüre, fand ich dann heraus, dass das Auto einen anderen Motordeckel (vermutlich von einem jüngeren Sportomatic Modell) bekam. Der war schon mal nicht original. Außerdem bemerkte sogar ich, dass das Fahrzeug 3 Pedale hatte. Der Besitzer sagte mir, das Auto würde jetzt schon 18 Jahre in seiner Garage stehen und er hätte eigentlich vorgehabt es wieder fahrbereit zu machen - doch es kam nie dazu.

Ich fragte ihn direkt und ohne lange zu überlegen: "Was wollen Sie denn dafür haben." Er sagte, das Auto wäre eigentlich nicht zu verkaufen und er müsste mit seiner Frau reden. Lange Rede kurzer Sinn. Nach vielen Diskussionen einigten wir uns auf einen Kaufpreis von 350.000 Belgische Francs (zirka 17-18000 DM). Und dann war ich stolzer Besitzer eines 911 S aus dem Jahre 1967 ......... und jetzt ...

Ich dachte mir, mit etwas gutem Willen kriegst du das Auto erstmal zum Fahren und dann kannst du immer noch restaurieren. Dann habe ich diesen Gedanken jedoch wieder verworfen und nahm mir vor, direkt zur Restauration überzugehen. Ich stellte ihn mal in die Garage eines Mechanikerfreundes und kaufte mir ordentliche Lektüre.



Ich verbrachte Monate im Internet, um einen geeigneten Restaurateur in Deutschland zu finden. In Luxemburg ist so ein Projekt nicht zu machen, weil die Leute einfach nicht die nötige Erfahrung und Kenntnisse auf diesem Gebiet haben. Außerdem fehlen hier die Fachbetriebe. Das Auto musste also in die Geburtsheimat zurück.


Wie gesagt, nach längerer Suche fand ich schließlich Georg Kenk aus Langenfeld (für mich einer der Top Spezialisten in Bezug auf Restauration älterer Porsche). Nach dem anfänglichen Schriftverkehr, besuchte mich Georg in Luxemburg, um sich das Auto anzusehen. Nach diesem Besuch und nach einer längeren Diskussion mit Georg, wurde mir bewusst, dass ich unheimliches Glück hatte. Der Zustand des Autos erlaubte eine nicht zu aufwändige Komplettrestauration. Es hätte auch anders laufen können ...



Hier die Details:
Anschaffung: 24.08.2000
Zustand bei Kauf: Note 4 bis 5
Falsche Sitze (Originale aber vorhanden)
Falsche Nebellampen montiert
Keine original Farbe (polorot) mehr,
2x umlackiert, erst grün, dann weiß
Falscher Motordeckel
Kupplung defekt
Seitliche "S"-Leisten fehlen


Folgendes wurde mir von Porsche bestätigt:
Bekannte Herkunft des Autos!! (europäisches Modell, Auslieferung ab Werk im April und Zulassung am 9. Mai 1967 in Frankreich).
Durch die lange, trockene Standzeit, war in Punkto Rost die Karosserie in relativ guten Zustand!
Das Auto war unverbastelt.


Für eine ordentliche Restauration, waren diese Feststellungen sehr sehr wichtig!


Obwohl ich der Meinung bin, dass man ohne genügend Kenntnisse die Finger von der Karosserie lassen sollte, wollte ich unbedingt meinen Teil am Projekt beitragen. Mir wurden etliche Kleinteile zwecks Überholung mitgegeben und so konnte ich zuhause daran arbeiten, obwohl das Auto nicht da war. Hier ein Bild davon:



Schon im Jahre 2001 musste ich eine erste Restaurierungszwangspause einlegen, weil ich Vater wurde und umzog. Wir wissen alle, dass man in solchen Fällen Kompromisse eingehen muss. Mein Ziel war allerdings eine fertige, lackierte Karosserie. Bis dahin musste ich (auch was das finanzielle anbelangte) irgendwie durchhalten. Kompliment an dieser Stelle an meine Frau, die mich immer wieder bei meinem Projekt unterstützte.


Doch vorher in Bildern die einzelnen Arbeitsabschnitte:
Motor raus



Komplettes Zerlegen und wo war Rost ?



Ich denke, für dieses Auto ein noch mehr oder weniger gutes Ergebnis. Dann wurde das Fahrzeug gesandstrahlt und die Karosseriearbeiten konnten beginnen:



Hier nur ein kleiner Auszug der Arbeiten:



Nach Abschluss der Karosseriearbeiten, kam das Auto zum Lackierer:




Nachdem alle Teile gesandstrahlt und pulverbeschichtet wurden, folgte der Zusammenbau:


Das Fahrwerk:
Uns fiel auf, dass das Auto nicht mehr die originalen Dämpfer hatte. Normalerweise gehören rote Koni hinein und die wurden jetzt auch wieder verbaut.



Mühseliges Verkleben des Dämmmaterials.



Wir brachten den "in neuem Glanz erstrahlten 911er zum Sattler, um die Teppiche anzufertigen. Diese mussten alle nach den alten Vorlagen neu gemacht werden, da sie im wahrsten Sinne des Wortes "fertig" waren.

Hier 2 Beispiele:



Nachher sah das Prachtstück so aus:



In Moment wird gerade der Motor komplett überholt.

Außerdem werden die Chromteile neu verchromt.

Vorne kommt eine neue Scheibe rein.

Hinten bleibt das originale Fenster drin.



Ölige Grüße von Steve aus Luxemburg


Fortsetzung folgt ...

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