Altmühltal Classic Sprint 2008


Ort & Zeit: Altmühltal, 14-15. Juni 2008



Hochprozentiges


Jung und voller Tatendrang verbringt man so manchen Abend in der Kneipe unter Freunden. Die Luft ist tabakgeschwängert, die Themen oktanhaltig und die Glaskolbenfüllung hochprozentig. Solche Abende bleiben in Erinnerung. Jahre später trifft Martin mit seinem 911 2.4S, Bj. '72 einen alten Bekannten und wieder ist die Luft oktanhaltig und hochprozentig - fast wie in "alten Zeiten" ...


Das Gerücht wird ja sowieso bei unseren Stammtischbrüdern und -schwesten die Runde machen, also gleich vorneweg: Ja, ich kenne Uwe, den Veranstalter des Altmühltal-Classic-Sprints, wirklich schon "seit frühester Jugend aus der Kneipe". Dieses Statement per Megafon vor den Ohren von Franz, Bedä und den zahlreichen Zuschauern am Pappenheimer Marktplatz war zwar entwaffnend ehrlich und nicht unbedingt schmeichelhaft, aber durch diesen Umstand hatte ich sicher einen kleinen Vorteil trotz vieler Nennungen noch einen Startplatz für den 3. Altmühltal Classic Sprint zu bekommen.



ontour Nachdem wir mit unserer Nennung relativ spät dran waren, schien es, als ob wir keine Chance mehr auf einen Startplatz hätten aber Kneipenfreundschaften haben halt Bestand. Und, ganz ehrlich, es war eine so tolle Veranstaltung, dass ich dieses Outing gerne in Kauf nehme!




Start der Rundfahrt, die uns für zwei Tage durch das idyllische Altmühltal führen sollte, war Schwabach bei Nürnberg. Nachdem Steffi und ich aufgrund des schlechten Wetters am Freitag entschieden hatten erst am Samstag anzureisen, klingelte der Wecker schon um 5 Uhr früh. Dafür hatte der Regen endlich eine Pause eingelegt, wir packten mein schwarzes Spielzeug und machen uns durch das langsam erwachende München auf in Richtung Mittelfranken. Je näher wir dem Start kamen, umso besser wurde das Wetter und das sollte sich bis Sonntagnachmittag sogar noch kontinuierlich steigern.


In Schwabach angekommen bekamen wir einen ersten Vorgeschmack auf das Teilnehmerfeld: Die bereits versammelten Fahrzeuge bildeten eine hochwertige und sehr gut ausgewählte Melange aus Fahrzeugen verschiedenster Fabrikate und Baujahre. Porsche war gerade in der richtigen Menge vertreten, es gab unter den Teilnehmern einige 356er sowie - neben unserem schwarzen 911 2.4S - einen gelben 2,4 E und einen weißen 2,2 T.


Nach dem Anbringen der Startnummer und einem Weißwurstfrühstück startete das Feld um 9 Uhr in Richtung Pappenheim. Das Wetter war mittlerweile brilliant, es wurde nur noch durch das exzellente Roadbook getoppt. Während der zwei Tage haben wir uns nur zweimal verfahren und dies deshalb, weil ich beide Male gerade beim Überholen war, als die Abzweigung an uns vorbei flog.... Dadurch (und durch zwei Pinkelpausen) haben wir es am Samstagnachmittag auch geschafft, eine Mercedes SL Pagode insgesamt viermal zu überholen. Sollte der Fahrer nicht schon vorher ein gewisses Image von Porschefahrern im Kopf gehabt haben, ich fürchte spätestens jetzt ist er vorbelastet.


Die ausgewählte Strecke führte von Schwabach aus über kaum befahrene Landstraßen und - sträßchen auf die Burg Pappenheim im Altmühltal, die für dieses Wochenende der zentrale Punkt der Veranstaltung sein sollte. Im Burggraben der malerischen Anlage trafen die Teilnehmer sukzessive ein und nach dem Mittagessen startete jeder seine freie Runde durchs Altmühltal.



Da es keine Zeitlimits oder Vorgaben für Durchschnittsgeschwindigkeiten gab, war die nachmittägliche Runde wirklich zum Genießen: Das Wetter perfekt und immer wieder gab es die Möglichkeit mit andern Teilnehmern auch ein paar schnellere Kurven zu fahren. Sehr viel Spaß gemacht haben hier einige flotte Kilometer vor einem amerikanischen Chrysler Challenger. Trotz seiner vielen Big-Block PS waren die Geraden nie lang genug, um an uns vor der nächsten Kurve vorbeizuziehen. So verging die Runde durch das Altmühltal wie im Flug und der Höhepunkt "Bergsprint" näherte sich. Im Ortszentrum Pappenheim reihten sich die Fahrzeuge nacheinander auf, um dann blockweise zum Start geschickt zu werden.


Wenn Höhepunkte nahen, sind Franz und Bäda meistens auch in der Nähe. So konnten wir vor dem Start noch einige "wichtige" Fachgespräche über Reifentemperaturen, Ideallinien und Bremspunkte führen.



ontour Kurz vor unserem Start erfuhren wir dann, dass die Zeitnahme auf der Bergsprint-Strecke nicht funktioniert und daher die Wertung nach möglichst exakt gefahrener Durchschnittszeit entfällt. Dies blieb die einzige Panne während der ganzen Veranstaltung und - nachdem nun jeder so schnell fahren konnte wie er wollte - war ich darüber gar nicht böse und wir ließen es auf der Strecke richtig fliegen. Die 3,5 km waren zwar im Nu vorbei, aber ich war anschließend so aufgedreht, dass die beiden spendierten Radler zum Beruhigen richtig gut getan haben. Danke Bäda und Franz!


Vor der Abendveranstaltung hieß es noch kurz Hotel beziehen, dann ging es zurück auf die Burg. Alle Teilnehmer-Autos wurden im Burggraben geparkt. Was für ein toller Anblick mit den Oldtimern vor den historischen Gebäuden! Um 20:00 Uhr wurden die Tore dicht gemacht, für die Fahrzeuge drinnen war es bis zum nächsten Morgen ein echter "parc fermé". Steffi und ich ließen den Abend relativ ruhig mit einem guten Essen und einigen Benzingesprächen ausklingen. Nach dem langen Tag waren wir doch einigermaßen geschafft, so dass wir beim Feiern den Kollegen den vortritt ließen, die ihre Energie nicht schon auf der Altmühlrunde verbraucht hatten. Am nächsten Tag beim Frühstück gab es jedenfalls einige, die nur so kurz im Bett waren, dass sie das Hotelzimmer locker hätten sparen können…


Der Sonntag begann gleich nach dem Frühstück mit einem Le-Mans-Start auf dem Pappenheimer Marktplatz. Je zwei Fahrer traten gegeneinander an, eingerahmt von einer Menge Zuschauer hieß es, nach einem Sprint von ca. 50m das Auto zu starten und nach möglichst genau 14 Sekunden eine Lichtschranke zu passieren. Da die Zeit ziemlich knapp bemessen war, hieß es sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto richtig Gas zu geben. In der engen Altstadt war das ein tolles Spektakel.


Als wir an den Start kamen, war unser Konkurrent doch tatsächlich der Kollege mit der SL Pagode, der uns schon vom vorigen Tag gut kannte (zumindest von hinten). Wir wollten uns natürlich auch in diesem Duell keine Blöße geben, so legte ich mich beim Spurt zum Auto voll ins Zeug und schaffte es, meinem Gegenüber ein paar Meter abzunehmen. Doch bis ich die Tür meines Porsche zugeschlagen hatte, war er schon im Auto - durch einen eleganten Sprung auf den Fahrersitz. Manchmal haben Cabrios eben doch Vorteile.


Beim Starten und Wegfahren war ich mit so vielen Dingen beschäftigt, dass ich erst hinter der Ziellinie verwundert bemerkte, dass der SL-Pilot immer noch am Start stand. Wie wir später erfuhren, hatte er sich bei seinem eleganten Sprung das Hosenbein im Schalthebel eingefädelt und musste das Durcheinander erst mühsam wieder auseinanderdividieren. Tja, kein Vorteil ohne Nachteil!



Die anschließende Runde am Sonntag führte über Umwege wieder in Richtung Schwabach. Der Stop am Mittag war im Schloß Dennenlohe organisiert, dort hatten wir nicht nur genug Zeit, den Flüssigkeitshaushalt wieder auszugleichen, sondern auch für einen Rundgang durch die wirklich sehr schönen Parkanlagen des Schlosses. Sollten passionierte Gärtner unter Euch sein: Der Park dort ist berühmt für seine besonderen und vielfältigen Rhododendren-Arten und wurden nach dem Vorbild der englischen Landschaftsparks gestaltet.


Leider änderte sich nun auch das Wetter, die ersten Regentropfen fielen bei der Abfahrt aus Dennenlohe in Richtung Schwabach. Die, die konnten, schlossen die Verdecke, fuhren die letzten ca. 35km bis zum Ziel relativ gemächlich und ließen ein tolles Wochenende langsam ausklingen. Die, die nicht konnten - vorwiegend Fahrer mit Fabrikaten aus dem Sonnenstaat Großbritannien - kämpften mit Schirmen und Plastiktüten meist erfolglos gegen die Nässe von oben.


So fiel ein letzter geplanter Höhepunkt, der Stopp auf dem Schwabacher Marktplatz buchstäblich ins Wasser. Kaum ein Zuschauer wagte sich bei diesem Platzregen auf die Straße.


Da Steffi und ich am gleichen Tag ja wieder nach München zurück mussten, entschlossen wir uns auf den letzten Programmpunkt - das Abschluss-Spanferkelessen - zu verzichten und gleich den Heimweg anzutreten. War ja auch besser fürs Leistungsgewicht!


Wenn wir durch den Bericht Euer Interesse geweckt haben sollten, dann raten wir - nachdem wahrscheinlich keiner ähnliches Glück hatte und mit dem Uwe schon in einem Alter in Kneipen saß, in dem es gerade so legal war - euch nächstes Jahr rechtzeitig anzumelden. Das Motto "von Freunden für Freunde" war absolut zutreffend, die Stimmung war immer locker, die Leute offen, die Streckenwahl super und auch das Preis/Leistungsverhältnis absolut top. Danke, Uwe!



ontour

Verschwitzte Grüße von,
Martin und Steffi

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