Ein knappes Jahr langen Wartens hat ein Ende ... ich darf nun endlich mein Geburtstagsgeschenk
einlösen, und zwar einen Gutschein für ein exclusives Classic-Cars-Fahrtraining von
Porsche mit Walter Röhrl auf der Nordschleife, das 2011 zum zweiten Mal von Porsche veranstaltet
wurde. Warum meine Frau ausgerechnet nach dem Dolomitenzauber auf die Idee kam, mir dieses Geschenk
zu machen, sollte mir eigentlich zu denken geben ... aber ich gehe mal davon aus, dass der Hintergrund
nicht meine "Fahrkünste" sondern eher der große Spass war, den mir das Kurvenfahren bereitet.
Nach Anreise am Vortag und Check-in im Lindner Hotel direkt an der Rennstrecke bin ich noch schnell
zur Tankstelle, um meinen 911er vollzutanken, den Ölstand zu prüfen etc. und wurde gleich von
einem netten Instruktor angesprochen, ob ich am nächsten Tag auch mit dabei sei. So bekam ich gleich
noch einen Tipp bezüglich Reifendruck.
Los ging es dann am nächsten Tag mit Frühstück um 06.00 Uhr. Noch etwas verschlafen, da die
Nacht doch ein wenig kurz und die Vorfreude groß war. Es wurden aber natürlich trotzdem bereits
die ersten Benzingespräche geführt. Unter den Teilnehmern z.B. ein 356 Speedster, 911 Turbo 3,0 l,
G-Modell Targa, 914, 914-6, F-Modelle bis hin zu den letzten luftgekühlten Boxern. Um 07.00 Uhr erfolgte
die Ausgabe der Teilnehmerunterlagen sowie der Lärmschutz-Transponder (max. 132 db), der an jedem Auto mit
Klebeband befestigt werden musste. Anschließend fand um 08.00 Uhr ein Briefing in den Konferenzräumen
des Hotels statt. Die knappe Einweisung lautete: dicht zusammenbleiben, nicht überholen, die Anweisungen des
Führungsfahrzeuges über Walkie-Talkie beachten, wie sieht die Ideallinie aus (zumindest in der Theorie!)
und natürlich gilt es auch Bäume, Leitplanken und Kiesbett zu vermeiden.
Nach dem Aufstellen der Gruppen am Ende der langen Gerade "Döttinger Höhe", die als Parkplatz und Ruhephase
den ganzen Tag genutzt wird, heißt es um 09.15 Uhr dann endlich "Helm aufsetzen und please start your engines!" ...
was für eine gewaltige Geräuschkulisse, trotz gedämpften Hörvermögens durch den Helm. Die
103 Teilnehmer, aufgeteilt in zwölf Gruppen je nach Rundenerfahrung, machen sich auf den Weg für die erste
Aufwärm- und Kennenlernrunden, geführt durch je einen Instruktor. Soweit es einem in Kürze gelingen kann,
sich 20,832 km, ca. 10-12 m breit, 300 m Höhenunterschied mit 33 Links- und 40 Rechtskurven einzuprägen.
Walter Röhrl äußerte sich auf meine Frage, wie es ihm denn gelänge, sich Strecken schnell zu merken
mit: "Nach zwei Runden habe ich die Strecke im Kopf!" Aha ..., naja, als Rennstreckenneuling muss man wohl kleine Zugeständnisse
machen.
Nach jeder Runde muss sich der 1.Teilnehmer nach dem voranfahrenden Instruktor hinten anstellen, so dass jeder abwechselnd
in den Genuss der Kommentare des Trainers per Funk kommt und auch so der Ideallinie folgen kann. Denn je weiter man vom Führenden
entfernt ist, desto zusammenhangsloser und sinnentleerter werden die Anweisungen. Während dessen wird die Gangart deutlich
verschärft und nun merkt man bereits den gravierenden Unterschied der verschiedenen Motorisierungen und des fahrerischen Könnens.
Es kostet jede Menge Überwindung, auch an unübersichtlicheren Stellen den Fuß auf dem Gas zu behalten und nicht dem
Zucken nachzugeben, den Fuß eher in Richtung Bremse zu bewegen.
Pünktlich um 12.00 Uhr heißt es dann Mittagspause im Porschezelt mit einem sehr guten Buffet zur Stärkung der Nerven
und zur Entspannung des Gasfußes. Die Schätzchen haben sich natürlich auch eine Pause verdient, können die Reifen
wieder auf Normaltemperatur bringen und bekommen zur Belohnung eine dringend nötige Tankfüllung. Bei Bedarf können sie auch
von Porsche-Mechanikern repariert und gewartet werden.
Weiter geht es um 13.30 Uhr mit dem geführten Fahren, aber weiterer Reduzierung der Rundenzeiten. Mir gelingt es meist ganz gut mitzuhalten,
solange ich noch den vor mir Fahrenden in Sichtweite habe, was bei der Nordschleife max. 3 - 4 Autolängen sein darf. Denn es gibt unendlich
viele Kuppen und wenn Mann/Frau die Streckenführung nicht kennt, kann es gefährlich werden, zumal manche Kurven einen Verlauf nehmen,
den man so wirklich nicht erwartet hat. Unsere Rundenzeiten liegen inzwischen bei hochgerechnet 10 - 11 Minuten. Das hat zur Folge, dass eine
Teilnehmerin, die den Grenzbereich ihres 911ers überschätzt hat, eine 360° Drehung bergauf macht, aber zum Glück, ohne ihrem Targa
unschöne Schrammen von der Leitplanke zu verpassen.
Ab 15.30 Uhr besteht dann die Möglichkeit zum freien Fahren. Unsere Gruppe entschließt sich der Sicherheit zuliebe und um auch den restlichen
Tag noch ohne Blechschäden zu überstehen (was leider nicht alle von sich sagen können) für geführtes Fahren durch den Instruktor.
Während wir so unsere Runden ziehen, ist Walter Röhrl mit 24 gelosten Teilnehmern als Taxi auf der Strecke unterwegs. Kaum hat man ihn im Rückspiegel
gesichtet, ist er auch schon wieder an einem vorbei und ... weg. Keine Chance, dem Rennprofi auch nur für zwei Kurven zu folgen. Die meisten der Taxibeifahrer
steigen mit einem breiten Grinsen im Gesicht aus, aber es soll auch den einen oder anderen gegeben haben, der dann erst mal viel frische Luft und eine Pause brauchte.
Um 17.30 Uhr ist dann nach nur 15 Runden leider schon Schluss und jedem Teilnehmer wird noch eine Urkunde ausgehändigt, die einem bescheinigt, von nun an am nächst
höheren Trainingslevel teilnehmen zu können.
Fazit: Für mich war es ein tolles Erlebnis auf einer einzigartigen Rennstrecke, perfekt organisiert und mit super netten Trainern. Man kann es wirklich
nur weiterempfehlen. .... Und Franz, wann findet unsere nächste Ausfahrt statt? Mit möglichst vielen Kurven bitte .... vielleicht sollte ich aber vorher
ein Schnee- und Eistraning absolvieren, nur so zur Sicherheit ... ;-)
Kurvenbegeisterte Grüße von,
Werner