Salzburgring Classic "Sound of Speed" 2006


Ort & Zeit: Salzburgring, 26.08.2006



120 Grad Öl- und BLUTtemperatur


Patrick konnte sich der Anziehungskraft dieser Veranstaltung nicht entziehen. Er musste mit seinem 911 2.4 T, Bj. '73 auch einmal dabei sein. Als Ersttäter schildert er uns sein Wechselbad der Gefühle. Gut dass er sein Fieberthermometer zu Hause ließ. Wer weiß, wer weiß, ob es überlebt hätte ?


Salzburgring

Man kann sich ja nach längerem Besitz eines klassischen Boxers nicht davor schützen dem Rennsport in seiner klassischen Form zu verfallen und so besuchte ich 2004 das erste Mal im August den Salzburgring, um mir die berüchtigte "Sound of Speed " Veranstaltung mal von der Tribüne aus anzuschauen. Das Wetter war perfekt und meine Eindrücke fantastisch, aber trotzdem entflammte bei mir noch nicht der Wunsch auch einmal mit meinem 911 2.4 T, Bj. '73 da unten im Fahrerlager stehen zu dürfen.

2005 war es dann soweit. Nachdem ich wieder ein noch vielseitigeres Rennen bei super Wetter erleben durfte, war ich infiziert und schrieb sofort nachdem ich wieder zuhause war, an den ADAC und bat um die Nennungsunterlagen, die ich im Januar erhielt und mich somit anmeldete. Da der August noch in weiter Ferne stand und der Winter keine "Gefühle" erregte, war ich "nur" voller Erwartung, was sich aber noch ändern sollte.


Im April gabs ein paar Wartungsarbeiten am Fahrzeug, aber auch hier blieb ich noch ruhig.Als aber Anfang August dann die Startgruppenaufstellung ins Haus flatterte, wurde mir beim Lesen langsam bewusst, dass ich es hier mit 46 Fahrzeugen auf der Rennstrecke zu tun bekomme von denen zwei Drittel deutlich mehr Leistung haben wie mein Seriensportwagen. Langsam begann der Körper die ersten Tropfen Adrenalin zu produzieren, wenn ich darüber nachdachte, ohne jegliche Rennerfahrung - sogar einen "Indianapolisstart" im dritten Rennen zu absolvieren.



Salzburgring Am Freitag, den 15.8.06 reiste ich am Nachmittag mit meinem 911 2.4 T, Bj. '73 und gemischten Gefühlen an. Mir wurde im Fahrerlager zwischen semiprofessionellen Rennställen sehr nett ein Platz zugewiesen und ich packte meinen Klappstuhl und meinen kleinen Wergzeugkoffer aus. Wenn der Rennleiter selber nicht schon nach wenigen Minuten zu mir persönlich gekommen wäre und meinen Klassiker bewundert hätte, wäre ich mir wahrscheinlich fast blöd vorgekommen zwischen all der Professionalität.



Salzburgring Überall röhrten Motoren auf, es roch nach unverkennbarem Rennerabgas und jeder schien sehr beschäftigt. Da man aber sehr schnell dazugehört, begann ich recht flott das Ganze Drumherum 100% zu geniessen.



Der Rennleiter gab mir in unserem netten und ausführlichen Gespräch viele Infos über das Fahren auf dem Salzburgring und den Tipp die Rennstrecke abzugehen, um mich ein wenig besser auf das morgige Fahren vorbereiten zu können. Ich habe den Tipp beherzigt und erlebte hier wirklich einen fantastischen, einstündigen Fußmarsch mit Gleichgesinnten bei traumhaftem Wetter, was die Rennatmosphäre nochmals vertiefte und mir vor allem eine Vorstellung vermittelte durch was für einen Parcour ich mich da morgen zu bewegen habe.

Am Abend gabs noch die Fahrzeugabnahme und ein leckeres Abendbuffet im "Steering Wheel Club". So gegen zwölf war eigentlich ein bisschen Schlaf im Van meines Freundes auf Isomatte und Schlafsack angesagt, aber meine Ruhezeit beschränkte sich vielleicht auf 3 Stunden, weil die Erregung und Erwartung auf den nächsten Morgen wuchs und wuchs.

Mute ich meinem Klassiker und mir zuviel zu ?


Pünktlich um sechs Uhr wurde ich von den ersten Motorengeräuschen aus meinem flachen Schlaf gerissen und war sofort topfit. Das Wetter war fantastisch und es konnte losgehen. Nach kurzer Toilette und einem Frühstück aus der Kühlbox begann um 7.45 Uhr die Fahrerbesprechung, die in mir jeden Zweifel vertrieb auf der falschen Veranstaltung mitzufahren. Es wurde sehr deutlich gemacht, dass es sich hier nicht um ein Rennen handelt, dass alle Spaß haben sollen und der Schnellere immer auf den Langsameren Rücksicht zu nehmen hat, auch wenn dieser nicht die Ideallinie verlässt.



Salzburgring Und dann um halb neun - der Lautsprecheraufruf für die Startgruppe 2! Ich setzte meinen Helm auf und bewegte meinen Sportler Richtung Startaufstellung. Der Lärm war bombastisch, meine Nervosität auch. Ich trug zu den Dezibel nur einen kleinen Teil bei, weil ich einer von sehr wenigen war, der mit Serienmotorisierung und Serienauspuffanlage antrat.

Als wir nach kurzen Abständen auf die Strecke entlassen wurden, hat auch mich das Rennfieber sofort gepackt. Ich hab die erste Runde noch abgewartet bis ich eine gute



Salzburgring Öl- und Reifentemperatur hatte und dann gings ab in den roten Bereich, um vor den Schikanen und Kehren möglichst spät auf dem super Asphalt stark runterzubremsen und so gut wie es mir als Laie halt möglich ist, den Idealkurs zu wählen. Der über 30 Jahre alte Zuffenhausener pendelte sich schnell bei knapp 120 Grad Öltemperatur ein. Die Bremsen reagierten stets flott und gleichmäßig. Auf der längsten Geraden ereichte ich schon mal 180 km/h. Ein Porsche halt! Meine Straßenreifen gaben mir aber kurz vor den letzten Runden



Salzburgring der ersten zwanzig Minuten bald das Gefühl auf Kaugummi unterwegs zu sein, denn die Fahrdynamik die wir von unseren Autos erwarten dürfen ist einfach immer wieder überraschend und da ich das schon ausreizte, ging das natürlich auf die Reifen.



Ich durfte schnell feststellen, dass man beim Autofahren noch einiges lernen kann, denn mein Rückstand zu manch anderen war unverkennbar. Ich beendete das erste Fahren im hinteren Mittelfeld und wurde natürlich von diversen Rennboliden (z.B. Porsche 911 RSR, Niederhofer) fair und rücksichtvoll überrundet. Aber immerhin trug zur Faszination bei, dass ich auch im Stande war einen Italiener, einen Engländer und einen 911T Targa zu überholen.


Das zweite Fahren, zu welchem ich fast schon süchtig antrat, wurde leider von ein paar Drehern, Schotterbettfahrten und leicht gefährlichen Überholmanövern meiner Mitstreiter gezeichnet, was mich veranlasste ein wenig zurückhaltender zu Fahren und der volle Genuss kam so nicht auf.Blauer Rauch aus des Vordermanns Auspuff oder von seinen Reifen war auf jeden Fall in jedem Rennen zu sehen und zu riechen. Aber das gehört voll dazu.


Was soll ich jetzt noch sagen, jeder der Benzin im Blut hat, muss da mal mit dabei sein!Hitzköpfen empfehle ich Abstand zu nehmen, denn unser bestes Stück ist auch auf der Rennstrecke, obwohl keiner entgegen kommt und kein Baum am Rand steht, schnell ruiniert.


Das dritte und letzte Fahren sollte dies aber wieder aufwiegen, denn es wurde über einen Indianapolisstart (Fliegender Start mit Safety Car) angetreten. Der große Vorteil für mich Schwächeren war, dass bei der Aufstellung bereits alle Schnellen vorne stehen und man dann beim Fahren, nachdem sich das Feld gestreckt hat, nur von gleichwertigen Fahrzeugen umgeben ist. Dass da Rennfeeling aufkommt ist wohl klar!! Mein blutoranger 911 2.4 T, Bj. '73 hielt prächtig, der Tank war nach ca. 30 Runden fast halb leer, die vorderen Reifen waren komplett runter (waren nicht neu!) und meine Freude war sichtlich riesig, als wir dieses letzte Fahren durch die schwarz/weiß karierte Flagge beendeten.


Salzburgring Salzburgring Salzburgring Salzburgring Salzburgring

Einen schönen Ausklang nahm die Veranstaltung mit diversen, langen Gesprächen über Erlebnisse, Gefühle und natürlich Technik.


Aber ich versprechs euch, auch mit Mäßigung ist das Erlebnis BOMBASTISCH !


Grüße,
Patrick

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