Liebe elferclassixkollegen,
ich möchte mich bzw. uns erst einmal kurz vorstellen.
Ich bin Jürgen aus Markgröningen und habe mir nach über 20 Jahren mit Käfer & Co
erstmals im Herbst 2009 einen Elfer zugelegt. Ist ein 10/71er Targa 2,4 T, der seit
1985 in einer deutschen Garage stand und dem ich schon seit Jahren hinterher war.
Während der Zeit stiess ich auf elferclassix und wurde gleich sehr angenehm
aufgenommen. Am Targa wurden zwischen Kauf und Wiederinbetriebnahme im Sommer 2011 die
Standschäden repariert. Gleichzeitig nehme ich regelmässig bei Rallyes oder Bergprüpfungen teil.
Im Herbst 2015 hatte ich mit Heike, meiner ebenfalls rallyebegeisterten lieben Frau
überlegt dass das Ganze im Winter sicher nochmals einen zusätzlich Reiz hat. Dagegen
sprach natürlich den Elfer im Winter zu bewegen. Salz und Schnee machen ihn nicht
besser und das erhöhte Unfallrisiko bei diesen Witterungsverhältnissen. Zusätzlich
müssen Reifen gekauft werden und die org. Stahlfelgen des Elfer gehörten auch noch
gemacht, da diese doch schon etwas Rost eingefangen hatten. Dafür sprach die neue
Herausforderung, der Targa im Zustand 3 ist nicht perfekt, dafür habe ich ihn vor 5
Jahren aufwändig mit Mike Sanders hohlraumversiegelt. Ausserdem ist die Fahrpause im
Winter ganz schön lang. Wichtig war uns eine gewisse Schneesicherheit, damit das
Ambiente auch passt. Wir hatten uns daraufhin entschieden uns für den "Winterace" in
Südtirol anzumelden. Da für eine Winterrallye eben noch ein paar Sondermassnahmen
notwendig sind, suchte ich noch nach einer zweiten Winterveranstaltung - die Winterreifen
müssen sich ja lohnen …
Daraus entstand die Anmeldung für die "1. Schauinsland Classic Winterrallye" am
23.01.2016. 190€ für ca. 220 km mit 25 Lichtschranken und Mittagessen und Abendbuffet
ist ein fairer Preis für eine durchweg gut organisierte Veranstaltung.
Wir nahmen uns den Freitag Nachmittag ( 22.01. ) als Anreisetag vor, damit wir abends
noch die Abnahme der Papiere in Kirchzarten am Oldtimermuseum Volante vornehmen
konnten. Von den insgesamt 60 Teilnehmern planten die meisten wie wir und es war zur
Abnahme im Dunkeln bei -6° ganz schön was los. Ca. fünf 911, ein 356 und noch 944 und
924 waren mit am Start. Gut zu sehen, dass noch andere Wagemutige mit ihren alten
Luftgekühlten im Winter fahren.
Die tech. Kommissare schauten die Fzge recht umfangreich durch und der eine oder
andere durfte noch nacharbeiten, weil die Batterie nicht richtig fest war oder etwas
anderes nicht passte. Nach der Abnahme suchten wir das Hotel auf, um noch in Ruhe
Abend zu essen. Am nächsten Morgen mussten wir ja schliesslich früh raus. 6:00 Uhr
aufstehen, 8:00 Uhr Fahrerbesprechung. Leider war das Hotel etwas weiter weg als
geplant, sodass wir eine gute halbe Stunde morgens zur Anfahrt benötigten. Überraschenderweise
war dann Tauwetter und 5°C Plustemperaturen.
Bei Ankunft am Volante sind wir erst noch die Eichstrecke für den Tripmaster abgefahren
und haben diesen justiert. Die neuen grobstolligen Classic Winterreifen von Vredestein
im Teerschneiderformat 165/80 x 15 sind auch zum Thema Fahrdynamik ein eigenes Thema.
Nach der Fahrerbesprechung um 8:00 Uhr war offizieller Start um 9:00 Uhr, wir hatten
Startnummer 54 waren also erst kurz vor 10:00 Uhr mit dem Starten dran ( Start
erfolgt im Minutentakt ). Gleich zu Beginn ging es bergig ins Schauinsland hoch und
alles war ausserhalb der Strasse weiss. Die Strassen selber waren meist nass oder trocken
und nur selten schneebedeckt. Dank des zu Beginn wirklich abenteuerlichen Grips der Reifen
fuhr ich vorsichtig und wollte das Auto nicht riskieren. Aber gerade das Schauinsland hoch
hatte ich einen 84er 944 im Rallyetrimm hinter mir, den ich mir nicht durch langsamfahren
vergraulen wollte. Folglich wurde es in den engeren Kurven auf dem Beifahrersitz häufiger
etwas lauter. Gasgeben in den engen Kurven quittierten die schmalen Winterreifen vor allem
auf der ersten Hälfte der Veranstaltung öfter mit Querstehern - und das obwohl ich vorab
schon ca. 100km zum Einfahren der Reifen unterwegs war. Recht schnell kam die erste
Wertungsprüfung, die allesamt bei der Schauinsland aus Lichtschrankenmessungen bestand.
Zwischen 2 Lichtschranken muss eine vorgegebene Zeit möglichst genau eingehalten werden.
Gemessen wird in Hunderstel Sekunden. Jede 1/100 Sekunde Abweichung ist ein Strafpunkt.
Öfter schon hatten Heike und ich zu Beginn einer Veranstaltung eine Eingewöhnungsphase
benötigt, um bei den Lichtschrankenprüfungen einigermassen gut zu sein. Diesmal lief es gleich
zum Start schon ganz gut. Man hat es oft schon im Gefühl, wenn es bei den Prüfungen
schlechter lief. Ist auch immer mal wieder ein Grund für kleinere Diskussionen im Auto ...
oder es wird ruhig.
So fuhren wir kleine und kleinste Strassen ab und dachten nicht drüber nach, dass man
mit so einem Fahrzeug eigentlich bei solchen Wetterverhältnissen fährt. Der Targa ist
aber weitgehend dicht, die Wärmetauscher ebenfalls und so war es angenehm warm, es
roch zwar nach Porsche aber es war durchaus gemütlich. Nach einem Zwischenstück nach
Roadbook ( durchgehend übersichtlich mit Chinesenzeichen aufgebaut ) kam die nächste
WP, die teils auf einem Parkplatz, teils auf einer kleinen engen Strasse aufgebaut war.
Und auch hier wieder lief es gut. Zum Mittagessen waren wir in einem Restaurant zur
Stärkung und Erledigung etwaiger Bedürfnisse. Danach ging es weiter und auch die
beiden Nachmittagswertungsprüfungen liefen ohne erkennbare Fehler oder Schwierigkeiten,
sodass wir zufrieden gegen 17:00 Uhr in Kirchzarten am Oldtimermuseum Volante am Ziel ankamen.
Nach Zielankunft haben wir den Targa wieder auf den Anhänger geladen und im Volante
auf die Ergebnisse und das Abendbuffet gewartet. Das sind immer die Momente der
Spannung. Jeder sagt Dir "ich bin nur zum Spass dabei, das Ergebnis ist zweitrangig".
Das sagen wir auch immer und jedesmal packt uns der Ergeiz und wir hoffen auf einen
Pokal. Oder es wird eben etwas ruhiger im Auto, wenn eine Prüfung spürbar schlecht
lief.
Um 19:00 Uhr hingen dann die Ergebnisse aus - 5. Platz in unserer Klasse mit 11
Startern ( Bj. 66 - 71 ). Wir waren zufrieden aber nicht super happy, waren wir doch
bei einer WP Gesamterster und bei einer anderen Gesamtzweiter. Bei einer hatten wir angeblich
zwei Lichtschranken nicht angefahren und sind damit weit nach hinten gefallen. Da wir
alles im Roadbook sauber abgefahren hatten, meldete ich mich beim Rennleiter, der in
den Unterlagen nachschaute und schwupps "ohh, sorry ich habe bei Euch zwei Zeiten
vergessen zu übertragen". Die Auswertung wurde nochmals durchgeführt und wir wurden
durch die zwei gewerteten Lichtschranken mit jeweils 0,04 Sekunden Abweichung auf den
ersten Platz in unserer Klasse vorgespült, jetzt war die Freude riesengross ( wir sind
ja nur zum Spass dabei, die Platzierung ist egal ). Belohnung war ein schöner
Plexiglaspokal, der seitdem für einige Wochen unser Sideboard im Wohnzimmer belagert.
Unterdessen hatten wir das leckere Buffet genossen und wir machten uns um 21:30 Uhr
auf den Heimweg. Zu Hause gegen Mitternacht angekommen reifte mal wieder die Erkenntnis,
dass wir in 1,5 Tagen mal wieder sehr viel erlebt hatten und wir speziell auch die
Winterrallye im Schauinsland auf alle Fälle wiederholen werden.
Jetzt steht Anfang März der Winterace in Südtirol an. Die Vorbereitungen hier laufen.
Es grüssen mit den grobstolligen Winterreifen,
Heike und Jürgen
