PFF Drifttraining 2013


Ort & Zeit: Lungau in Österreich, 9.2.2013



Gas-Gas-Gas! Eisdriften beim Porsche Wintertraining.

Die Sonne strahlt, der Schnee glitzert. Ich schieße auf die verschneite Kuppe zu, immer nah an den meterhohen Schneewänden entlang. Den Elfer mit einem kurzen Schlenker anstellen und dann im langgezogenen Drift um die Kurve, den Radius mit schnellen Gasstößen kontrollieren, im Rückspiegel eine riesige Schneefahne, im Gesicht ein breites Grinsen. Eigentlich ganz einfach, wenn man mal die Physik des Fahrens auf Schnee und Eis verstanden hat. Lastwechsel, das Heck rumschwingen und Vollgas auf die lange Gerade... da klingelt der Hotelwecker.

PFF Drifttraining 2013



PFF Drifttraining Ein trüber Morgen in Thomatal im Lungau in Österreich. Eines der eisigsten Bergtäler der Alpen, heute zumindest, am Tag des PFF Drifttrainings. Dafür hab ich meinem Allrad-964er Winterreifen spendiert. Wieder mal hab ich fast das älteste Auto im Feld, stelle mich hinter neuen Carreras und Turbos aufs Eis. Ein findiger Landwirt bewässert in den Frostnächten seine Wiesen und hat ein großartiges Eis-Drivingcenter geschaffen, mit engen Handlingparcours, Kreis- und Ovalbahnen und weitläufigen eisigen Slalom-Übungsflächen... und einem Abschleppwagen mit Schneeketten. Rallyefahrer und Grip-Moderator Nikki Schelle erklärt den Tagesablauf. Unsere drei Gruppen verteilen sich auf dem Areal. Und stellen fest, wie doof man sich anstellen kann, wenns glatt ist.


Markus im Drift Nix mit Vollgas. Zumindest wird das Auto nicht schnell. In kürzester Zeit sind die Übungsflächen von den Autos spiegelglatt gewienert. Wie in Zeitlupe rutschen wir aus den Kurven, verzweifelten Gas- und Lenkbefehlen zum Trotz. Theoretisch hält man das Auto mit dem Gas auf der Kreisbahn, praktisch kann man nach einer zu schnell angefahrenen Kurve die Sekunden bis zum Einschlag im Schneehaufen zählen, das Auto rutscht einfach geradeaus. Soviel zur Intuition, also vielleicht doch mal zuhören, was der Profi durchs Funkgerät sagt. Aha, schneller Gegenlenken, dann mehr Gas geben. Hinter mir eine Schneefontaine, sieht spektakulär aus, gibt aber kein Lob. Ich hab den Rand der Eisfläche durchbrochen, bin kurz in den Tiefschnee geraten. Nochmal die gleiche 180 Grad- Kurve, jetzt klappts, der Porsche schaut ins Kurvenzentrum, ich zum Seitenfenster raus in Fahrtrichtung. Wir driften quer. Allerdings etwas zu flott. Heftiger Einschlag auf der linken Seite. Meine ebenso wenig talentierten Mitschüler haben den Schneerand mittlerweile zu einer Eiswand verfestigt. Am hinteren Stoßfänger splittert der Lack, erste Spuren des Kampfes.



Markus im Drift Aber mit jedem Versuch wird es besser. Schnell reagieren mit dem Lenkrad. Und nicht voll aufs Gas latschen, wenn das Heck ausbricht, sondern kurze Gasstöße geben. Der Drift ist Dein Freund, denk ich mir jetzt. Ich unterdrücke den Bremsreflex, wenn der Wagen ausbricht, sondern genieße die halbwegs kontrollierte instabile Fahrsituation und gebe Gas. Und lieber üb ich das jetzt bei 25km/h auf Eis, als später bei 100 auf der nassen Straße.


Pannenhilfe Immer wieder ist die Strecke gesperrt, weil der Abschlepper ein paar Übermütige aus dem Tiefschnee ziehen muss. Eben hängt ein weißer Turbo am Haken, ohne Nummernschilder. Der Bruchpilot meint in der Kaffeepause, es würden hier ja so viele Fotos gemacht. Und vielleicht wolle er das Auto ja nochmal verkaufen...hm. Die Instruktoren winken, es geht weiter.



Markus im Drift Ich hab mich mittlerweile gut ans Gerutsche gewöhnt. Ein Hütchenslalom endet trotzdem in einer Mehrfach-Pirhouette. Auf dem Handlingparcours gehts dann richtig ab. Start durch die Slalomstrecke, den Berg hoch nach rechts, vorbei an dem Lexus, der jetzt schon zum 5ten mal aus dem Schnee geborgen wird (liegt´s am Auto?), runter durch die langen Kurven zum Ziel. Und immer leicht im Drift bleiben. Wenn ich durch einen Schneesturm müsste, ich würde ab jetzt den Porsche nehmen. Vorsichtig bremsen und sich wieder für die nächste Runde anstellen. Oder noch einen schnellen Abstecher auf die Kreisbahn. Ist verflixt schwer, einen ganzen Kreis zu driften, Eis ist nämlich nicht überall gleich glatt. Allerdings glatt genug, um beim Aussteigen der Länge nach hinzuschlagen, so wie eben der schnöselige Typ in der Steppweste aus dem 991. Schadenfrohes Gehupe.


Markus im Drift Zum Finale des Tages gehts auf den zweiten Handlingkurs, den mit den ganz engen Kurven. Ein Instruktor steigt ein, bietet mir ein paar Tipps an, die ich dankbar annehme. Er lobt mich, auch weil ich als einer der wenigen noch nicht abgeflogen bin. Hier etwas früher lenken, da mehr Gas geben, die Kurve anders anfahren, schneller. Ich widerspreche, das war vorhin schon knapp. Er: Gas-Gas-Gas! Ich aufs Gas, cooler Drift, Ende der Fahrbahn, Schnee staubt auf, begräbt das Auto in einer Wolke. Stillstand im Tiefschnee. Demütigend. Der Abschlepper zerrt mich aus dem Schnee. Aufstehen, Mund abputzen, weiterfahren. Noch ein paar Runden mit diesem perfekten Winterauto. Ich kann driften! Wer hätte das gedacht.


Epilog:

Heimreise am nächsten Tag. Abstecher nach Ruhpolding, noch ne Runde Skilanglaufen, damit nicht nur der Motor schwitzt. Die Zufahrt zur sonnigen Loipe ist verschneit, dahinter eine lange breite Kurve. Also Auto querstellen, Gas geben und grinsen. Hinter mir eine Schneefontäne. Und vor mir plötzlich schon der Langlaufparkplatz. Ein paar Sportsfreunden fallen vor Schreck die Ski aus der Hand. Mein Gott, ist das peinlich, sorry. Bringt jetzt auch nix, wenn ich denen erklär, woher ich gerade komm.


Driftgrüße von,
Markus

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