Anfang
Nachdem ich den Porsche vor einigen Jahren erworben und die
Ausfahrten genoßen habe, störte mich doch die kleine Rostbeule am vorderen,
linken Kotflügel. Der Porsche war orange und die Farbe gefiel mir sehr gut.
Um den Rostansatz auszubessern, sollte man den ganzen Kotflügel lackieren.
Aber den Lack zur Peripherie bekomme ich ohne Lackunterschiede nie wieder so hin.
Daraufhin habe ich mich entschlossen, die ganze Karosse lackieren zu lassen.
Wenn schon, dann vom Besten in der Gegend Ingolstadt (Fa. Neufeld in Manching). Und wenn ich
die ganzen Mühen auf mich nehme und das Fahrzeug abmontiere, dann auch
komplett - also mit Scheiben usw. Der Motor ? - ja, der muß auch raus,
incl. Getriebe. Hab' ich mir da zu viel vorgenommen ?
Auf geht's
Im Herbst 2007 begann ich in einer angemieteten Halle meinen alten Porsche zu zerlegen:
Als erstes kam die Innenausstattung raus. Dabei fiel auf, daß die alten Tür- und
Seitenverkleidungen nicht so schön und ausserdem große
Lautsprecher montiert waren. Das mußte sich ändern. Sitze
raus, die waren auch nicht original, also auch Neue? Na klar. Teppich raus
incl. Pedalerie. Die Pedalerie zerlegte ich zu Hause und erwarb neue Buchsen.
Somit war der Zusammenbau (nach der Lackierung der Einzelteile) und
"Wie helfe ich mir Selbst-Anleitung" wieder problemlos. Ich hatte alles
vorher fotografiert, da ich beim Kapitel Auto oder KFZ ein Anfänger bin.
GottseiDank hatte ich immer gute Ratgeber und Helfer.
Als nächstes war der Ausbau von Zierteilen dran. Es gab Teppichleisten,
Einstiegsleisten, Seitenleisten mit Gummi, Radhausverkleidungen, Zierleisten, usw.
Jetzt kamen die größeren Herausforderungen: Elektrik ausbauen, gut merken
und wiederum alles photografieren. Dann die Schalttafel, nachdem die Armaturen
alle photografiert und bezettelt waren. Die Schalter und das Radio, das Handschuhfach und
die Querstrebe waren problemlos zu demontieren. Dann kam die Schalttafel raus.
Die war in gutem Zustand. Aber da ich mir über Weihnachten vorgenommen
hatte, meine Tür- und Seitenverkleidungen incl. den Garnierleisten und der
Hutablage neu zu nähen und zu überziehen, mußte zum Gesamtbild auch
eine neue Schalttafel incl. neuer Belederung her. Alles in schwarzem Kunstleder.
Ich fand auch einen Spezialisten (mit gutem Ruf und
Empfehlungen, jedoch sehr ausgebucht), der die Schalttafel neu überzog.
Leider mußte ich viermal nachfragen bis was vorwärts ging. Er hatte
sogar das Lautsprechergitter neu mit gleichem Leder überzogen. Dafür wurde extra
ein PC-Programm geschrieben und jedes einzelne Loch ausgefräst. Sieht einfach
super aus!
Bei der Auswahl der Handwerker hatte ich meist einen guten Tipp oder auch Glück.
Was war denn noch so im Innenraum? Sitze, Verkleidungen, Teppich, Schalttafel,
Pedalerie - alles war demontiert. Ach ja, die Türen: Ich habe nach der Demontage
der Türverkleidungen auch die kompletten Innereien ausgebaut. War ziemlich
einfach. Die Armlehnen wurden bei dieser Gelegenheit auch von einem sehr guten
Sattler neu mit Leder überzogen!
Anschließend machte ich mich an die Außenhaut. Stoßfänger weg bauen,
vorn und hinten, Lampen und Blinker raus. Hupe ausbauen. Schriftzüge,
Scheibenwischer vorn und hinten, Ziergitter von der Motorhaube, Antenne,
Türgriffe, Waschdüsen und weitere Kleinigkeiten.
Die Demontage des Targabügels war nicht so einfach, da auch Schrauben abrissen.
Die Scheibenzierleisten mussten nach der Demontage der Scheiben erst vom
Gummi gelöst werden, da sie aus Aluminium sind und sehr, sehr empfindlich
und teuer. Das hab ich aus dem Internet von Kollegen mit ähnlichen Problemen entnommen.
Parallel zum Ausbau war ich immer auf der Suche nach günstigen Einzelteilen.
Ich kaufte über den Winter alles neu nach: Alle Gummis für
Türen, Scheiben, Targadach, Scheibenwischer, Scheinwerfer, und, und, und ...
Langsam ging es auch ins Geld. Vor allem beim Motor, aber die Geschichte
kommt noch. Erst mal war das Auto jetzt nackt. Und die Einzelteile konnten
zerlegt werden:
Die Kofferraumhaube, nachdem ich die Gasdruckdämpfer ausbaute. Die bekomme ich
übrigens jetzt zum dritten Mal neu, da die zweiten, verstärkten auch nicht
halten. Ich hab mich direkt an den Hersteller der Dämpfer gewandt und mir extra
welche anfertigen lassen - über 400 Nm!! Kofferraumverkleidung raus, Batterie
raus, Tankstutzen und was sonst noch so an Kleinigkeiten im Vorderwagen war. Die
dabei entdeckte Standheizung hab ich nicht angerührt. Die will ich im Frühjahr
2009 anpacken. Sie soll funktionieren, auch wenn ich sie nie brauchen werde, da das
Fahrzeug nur im Sommer bewegt wird. Letztes Jahr waren es immerhin 500 km. Jetzt
wurden noch die Türen incl. Scharnieren und Fanghaken demontiert, die Kotflügel
und natürlich auch der Tankdeckel. Ebenso der Motordeckel, nachdem ich den
Scheibenwischermotor ausgebaut hatte. Jetzt war er für den Lackierer fast fertig.
Ich entschloß mich bei dieser Gewaltaktion auch den Motor und das Getriebe
überholen zu lassen. Für den Motor bekam ich einen Tipp von einem Bekannten
und das Getriebe wurde von einem Arbeitskollegen (Getriebespezialist) überholt.
Getriebe kostete mich ca. 800 Euro, incl. Einzelteile im Wert von ca. 450 Euro.
Für den Motor verlies ich mich auf die Empfehlung eines Bekannten. Ich brachte
das Auto in eine Werkstatt im Industriepark eines Nachbarortes. Wir
vereinbarten den Aus- und Einbau inclusive Überholung des Motors.
Ich hatte vorher schon Angebote in Höhe von 5000 bis 10000 Euro bekommen.
Nach einer Woche holte ich das Auto (oder das, was noch übrig war) ab
und brachte die Karosse zum Lackierer. Ich handelte einen Spezialpreis für
komplett Abschleifen und Neulackierung aus. Es konnte zwar Wochen dauern,
aber das machte mir nichts aus.
Ich hatte genügend Arbeit mit dem Kauf von Einzelteilen, dem Nähen
der Verkleidungen und anderen diversen Vorbereitungen. Alle möglichen
Teile (Fanghaken, Scheiben für Keilriemen, Schloß, Schrauben usw.)
lies ich neu gelb chromatieren. Der Öltank wurde in rot lackiert. Ich machte
mir farbige DIN A4-Ausdrucke aller Photos und klebte die Wände der Werkstatt
damit voll.
Vielleicht zwei Wochen später rief ich bezüglich des Motors in der
Werkstatt an und er sagte mir, daß er den Motor nicht komplett zerlegen
würde, da er ja gut lief und es dann nur schlechter werden könnte.
Er machte die Deckeldichtungen, die Antriebswellen (bei der Gelegenheit),
die Heizungsteile und sonstige Kleinigkeiten. Ich fuhr vorbei und er teilte
mir mit, daß er schon mal etwas Geld wollte. Er meinte, er hätte
nun ca. 1900 Euro ausgegeben! 300 Euro Teile und den Rest für Lohn. Er
hat immerhin eine ordentliche Werkstatt und müßte 65 Euro Stundenlohn
verlangen. Das war leider zu viel für meinen Geldbeutel und das hat er mir
angesehen. Daraufhin meinte er, er wollte auch den Motor nicht wieder
komplettieren. Ich war sauer, mußte nochmal 500 Euro nachzahlen und
packte alles ein. Mit Wolfgang (Nachbar, Freund, Kfz-Mechaniker, Arbeitskollege
und elferclassix-Mitglied) gelang
es mir dann, den Motor wieder komplett aufzurüsten, nachdem wir stundenlang
Einzelteile suchten und die dazugehörigen Verbauorte.
Inzwischen rief der Lackierer an und bat mich vorbeizukommen. Vor Ort sah ich
dann, daß das Fahrzeug schon einige Lackierungen drauf hatte. Von gelb,
dunkelblau, rot, weiß bis orange. Wir vereinbarten (für 200 Euro mehr)
daß die Karosse komplett abgeschliffen wurde. Ich besorgte sogar noch
zwei original Kotflügel, weil die Alten schon mehr Rost hatten als erwartet.
Ich nutzte die Zeit beim Lackierer und zerlegte die ganze Elektrik im
Motorraum, damit dort auch alles super auslackiert werden konnte. Die
Lackierung dauerte schließlich einige Wochen. Ich entschied mich auch, nach
Rücksprache bei Porsche, für die Originalfarbe: bahiarot! Nach
Fertigstellung der Lackierung war ich absolut glücklich und die Farbwahl
hat sich gelohnt.
In der Zwischenzeit kam das Getriebe und für den Zusammenbau kaufte ich
noch eine neue Kupplung, sowie einige neue Motorteile
(Lüftergehäuse in Alu und Lüfterrad in rot pulverisiert).
Natürlich wurden auch die Motoraussenbleche schwarz oder alufarben
lackiert und alle sichtbaren Teile aufs Äußerste geputzt. Neues Öl, neue
Zündkerzen, Luft- und Ölfilter waren Pflicht. Wolfgang und ich fügten
beides zusammen. Anschließend bauten wir alles, incl. Auspuff ins Auto ...
aaahhh die Hochzeit! Antriebswellen neu gefettet und eingebaut und es entstand
das erste "Zusammenbaugefühl" !
Zusammenbau
Die größte Investition waren die Arbeitsstunden. Einiges ging
leicht:
Türmontage und -verkleidungen, Teppich, Seitenverkleidungen,
Garnierleisten, Armlehnen, Fensterheber, Türschloß, Blinker,
Scheibenwischer und -motor vorn und hinten, Lichter, Hupe, Pedalerie erneuert,
Motorraumverkabelung und -elektrik komplett (natürlich auch gereinigt
und lackiert), neue Heizungsschläuche und neue Luftansaugschläuche,
Ölfilter, Luftfilter, Kofferrauminnereien, wie Tankstutzen, Betätigung für
Heckdeckel und Fronthaube, Schloß für Motorraumdeckel,
Gasdruckfedern, Waschbehälter, Batterien, Heizungsanlage, Verkleidungen
(neu) usw. Zierleisten für Radhäuser, Seitenleisten, Teppichleisten,
Einstiegsleisten, Motorraumgitter, Kotflügel, Tankklappe, Schalttafel,
Mittelkonsole, B-Säulenverkleidung neu, Sitze (inzwischen auch gut gebraucht
ersteigert), Targaverkleidung innen, Lichter im Innenraum, Handschuhkasten, usw ...
Einiges erforderte mehr Wissen und wurde immer unter Mithilfe von Bekannten
(meist Wolfgang) gemacht: Heckscheibe einbauen (dreimal), die
dazugehörigen Zierleisten, Windschutzscheibe, Getriebe, Kupplung und
Motor wie beschrieben, Targabügel aussen, Heckscheibenzierleisten
aussen, Zusammenbau und Einbau des Motors incl. Lichtmaschine, Zündspule,
Zündkabel, Verteiler, Vergaserbetätigung, Schloß für Motorhaube
incl. Einstellung (war bei mir eine mittlere Katastrophe).
Die Episoden "Inbetriebnahme des Motors" mit den Themen Elektrik und Lichtmaschine
möchte ich hier nicht beschreiben. Es würde erstens zu lange dauern,
zweitens möchte ich niemand demotivieren.
Abrechnung
Und jetzt noch eine kleine Auflistung meiner Aufwände:
- Lackierung
- Getriebeüberholung
- Motorüberholung (teilweise Werkstatt/privat)
- Kotflügel
- Kupplung
- Bremsen
- Reifen/Felgen
- Hardtop
- Gummis, Zierleisten, Kleinteile, Arbeit fürs Beledern etc.
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- Gesamtkosten
- plus Arbeitsstunden (privat)
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ca. 4500.- €
ca. 800.- €
ca. 2400.- €
ca. 1600.- €
ca. 600.- €
ca. 700.- €
ca. 3000.- €
ca. 300.- €
ca. 2500.- €
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ca. 16400.- €
ca. 500 h
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Zu guter Letzt
Alles in allem war es eine tolle Erfahrung und ich bin jetzt in engerer
Verbindung mit meinem Porsche. Inzwischen fällt er immer mehr auf und
ich werde oft angesprochen. Es wurden auch zwei Videoclips
von oder mit dem Fahrzeug gedreht. Auch im Web ist er zu finden. Es hat sich also gelohnt !!
Vorher |
Nachher
![Nachher](911nachherv.jpg) |
Weitere Schritte
Diesen Winter ist die Vorderachse und weitere Kleinigkeiten dran. Die Vorderachse
habe ich inzwischen komplett zerlegt, gesäubert und neu lackiert. Die
Radhäuser wurden nochmal neu auslackiert inclusive Federbeine.
Ich montierte neue Kunststoffbuchsen für die Vorderachsaufhängung damit er
härter wird und einen neu aufbereiteten und lackierten Stabilisator. Derzeit warte
ich auf ein gutes Angebot von neuen Bremssätteln und -backen. Die
Bremsscheiben habe ich bereits neu gekauft. Diesen Winter kommt auch ein neuer
Teppich rein. Offene Vergaser hab ich gestern fertiggestellt. Die müssen nur
noch montiert werden. Die Pedalerie hab ich auch nochmal optimiert. Die Uhr wurde
von meinem Uhrmacher überholt, der sich dabei köstlich amüsierte! Neue Fuchsfelgen warten
ebenfalls auf Fertigstellung. Die Felgen sind absolut neu und lackierfertig. Jedoch
will ich keinen schwarzen Stern, sondern die Felgen innen polieren. Auch hier
warten bereits die neuen Reifen auf die Montage!
Viele Boxergrüße,
Leander